Warum bedürfnisorientierte Elternschaft eine Einbahnstraße für mich ist!

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In diesem Artikel erhältst du einen Überblick über die Grundlagen bedürfnisorientierter Elternschaft, wie sie sich von anderen Erziehungsstilen unterscheidet und du erfährst am Ende, warum Bedürfnisorientierung eine absolute Einbahnstraße für mich ist. 

Die Grundlagen der bedürfnisorientierten Elternschaft 

Die nachfolgenden Grundlagen bilden das Fundament der bedürfnisorientierten Elternschaft und helfen dir dabei, eine liebevolle und starke Beziehung zu deinem Kind aufzubauen. Indem du diese Werte in deinem Familienalltag lebst, schaffst du eine Umgebung, in der sich dein Kind geliebt, sicher und respektiert fühlen kann. Du unterstützt dein Kind in seiner individuellen Entwicklung, um zu einem selbstbewussten und einfühlsamen Menschen heranzuwachsen.

Bedürfniserfüllung 

Der Fokus bedürfnisorientierter Elternschaft liegt darauf, die Bedürfnisse der Kinder zu erkennen und sie nach Möglichkeit stets und zuverlässig zu erfüllen. Das fördert das Vertrauen unseres Kindes in uns und unsere elterliche Fürsorge. Dazu gehören Grundbedürfnisse wie Nahrung, Schlaf und Sicherheit, aber auch emotionale Bedürfnisse wie Liebe, Aufmerksamkeit und Trost. Gleichzeitig bedeutet dies aber auch, deine eigenen Bedürfnisse nicht außer Acht zu lassen und stets abzuwägen, wie und in welcher Reihenfolge die Bedürfnisse aller Familienmitglieder erfüllt werden können.

Sensibles Reagieren

Du als Elternteil nimmst die Bedürfnisse und die Signale deines Kindes war, siehst die Gefühle deines Kindes hinter seinem Verhalten und bietest ihm angemessene Unterstützung und Trost an. Dies stärkt eure Verbindung und vermittelt deinem Kind das Gefühl, dass seine Gefühle und Bedürfnisse richtig und wichtig sind und dass es von dir ernst genommen wird.

Starke Bindung

Eine enge Bindung gehört zum Fundament einer starken, liebevollen und tragfähigen Eltern-Kind-Beziehung. Regelmäßiger Körperkontakt, liebevolle Interaktionen und emotionale Verfügbarkeit schaffen eine sichere Bindung zwischen euch, die sich positiv auf das Vertrauen und die emotionale Entwicklung deines Kindes auswirkt.

Respektvolle Kommunikation

Eine liebevolle und einfühlsame Kommunikation zwischen dir und deinem Kind stärkt eure Verbindung und das Selbstwertgefühl deines Kindes. Du hörst aktiv zu, nimmst die Gedanken und Gefühle deines Kindes ernst und kommunizierst mit ihm altersgerecht und auf Augenhöhe.

Unterstützung der kindlichen Autonomie

Du gibst deinem Kind Raum, seine eigenen altersgerechten Entscheidungen zu treffen, seine Fähigkeiten zu entdecken und aus seinen Fehlern zu lernen. So unterstützt du die Autonomie und Selbstständigkeit deines Kindes auf seinem eigenen, individuellen Entwicklungsweg.

Grenzen

Du zeigst deinem Kind keine willkürlichen Grenzen auf, weil es bestimmte Dinge einfach lernen soll, sondern du zeigst ihm DEINE persönlichen Grenzen auf. Erkläre deinem Kind, altersgerecht und liebevoll, wo deine Grenze liegt, warum das so ist und wie es deine Grenzen und die anderer wahren kann. So fällt es deinem Kind leichter, in seinem späteren Leben ebenfalls seine eigenen Grenzen zu kennen und zu wahren, was ein unfassbar wertvoller Schatz für dein Kind ist. 

Bedürfnisorientiert, autoritär und Laisser-faire im Schnellüberblick

Bedürfnisorientiert 

Merkmale:

  • Der Fokus liegt auf den Bedürfnissen des Kindes und dessen Individualität
  • Berücksichtigung der emotionalen und körperlichen Bedürfnisse des Kindes
  • Förderung von Autonomie und Selbstständigkeit
  • Eltern nehmen die Perspektive des Kindes ein und kommunizieren auf Augenhöhe
  • Konflikte werden auf kooperative und respektvolle Weise gelöst

Vorteile:

  • Fördert eine enge Bindung zwischen Eltern und Kind
  • Berücksichtigt die individuellen Bedürfnisse des Kindes
  • Unterstützt die Entwicklung von Autonomie und Selbstvertrauen
  • Stärkt die emotionale und soziale Entwicklung des Kindes

Nachteile:

  • Kann zu Missverständnissen bei der Wahrung von Grenzen führen
  • Erfordert viel Zeit und Geduld seitens der Eltern
  • Kann zu Konflikten führen, wenn die Bedürfnisse des Kindes und der Eltern nicht in Einklang gebracht werden können

Autoritär 

Merkmale:

  • Hohe Erwartungen und strenge Regeln für das Kind
  • Betonung von Gehorsam und Disziplin
  • Eltern geben klare Anweisungen und erwarten bedingungslosen Gehorsam
  • Autorität der Eltern steht im Vordergrund
  • Bestrafung wird zur Durchsetzung von Regeln eingesetzt

Vorteile:

  • Klare Regeln und Strukturen können dem Kind Sicherheit geben 
  • Kann effektiv sein, um sofortige Kooperation zu erreichen
  • Kinder können lernen, Anweisungen zu befolgen und Autorität zu respektieren

Nachteile:

  • Kann zu einem Mangel an Autonomie und Selbstständigkeit führen
  • Kinder könnten Schwierigkeiten haben, eigene Entscheidungen zu treffen und ihre Meinung zu äußern
  • Möglicherweise entsteht ein Spannungsverhältnis zwischen Eltern und Kind aufgrund der strengen Regeln
  • Kinder könnten gehorsam sein, ohne wirkliches Verständnis für Regeln und Werte zu entwickeln

Laisser-Faire

Merkmale:

  • Wenig bis keine klaren Regeln oder Strukturen
  • Eltern überlassen dem Kind weitgehend seine Entscheidungen
  • Geringe Einmischung der Eltern in die Angelegenheiten des Kindes
  • Kind hat eine hohe Autonomie, kann aber mit alleiniger Verantwortung überfordert sein
  • Begrenzte elterliche Lenkung oder Anleitung

Vorteile:

  • Fördert die Unabhängigkeit und Selbstständigkeit des Kindes
  • Kinder haben Freiheit, eigene Entscheidungen zu treffen und Kreativität zu entwickeln
  • Eltern-Kind-Beziehungen können auf Vertrauen und Offenheit basieren
  • Kinder können lernen, Verantwortung für ihr eigenes Verhalten zu übernehmen

Nachteile:

  • Kinder könnten Schwierigkeiten haben, Strukturen und Grenzen zu verstehen
  • Fehlender elterlicher Einfluss kann zu einem Mangel an sozialen und moralischen Normen führen
  • Kinder könnten überfordert sein, wenn ihnen zu viel Autonomie überlassen wird
  • Mangelnde Lenkung und Anleitung könnten zu einer langsameren Entwicklung bestimmter Fähigkeiten führen

Warum bedürfnisorientierte Elternschaft eine Einbahnstraße für mich ist

Seit ich mich vor über sieben Jahren das erste Mal mit bedürfnisorientierter Elternschaft beschäftigt habe, gibt es für mich kein Zurück mehr. Das Wissen um die Folgen von klassischer Erziehung für Kinder IST in meinem Kopf. Ich kann dieses Wissen nicht mehr einfach ausblenden und so tun, als wär alles halb so schlimm und „hätte uns ja auch nicht geschadet“. 

Und ja, dieser Weg ist (teilweise) anstrengender. Aber nicht, weil meine Kinder dadurch anstrengender sind, dass ich sie als vollwertige Menschen wahrnehme und ihre Bedürfnisse ernst nehme, sondern weil es anstrengend ist, MICH ständig zu hinterfragen. Meine Bedürfnisse zu klären, meine Werte und Grenzen zu checken, zu reflektieren: Bin ich noch auf dem richtigen Weg? 

Reibung erzeugt Wärme. Ja, wir haben natürlich Konflikte, vielleicht sogar mehr als klassisch erziehende Familien. Und ja, wir diskutieren auch mal über Kleinigkeiten, die in anderen Familien überhaupt keine Grundlage für eine Diskussion darstellen würden. Und ja, das nagt na manchen Tagen ganz schön an meinen Ressourcen. 

Aber weißt du was, diese scheinbaren Kleinigkeiten sind meinen Kindern wichtig. Es ist ihre kleine Welt, in der sie ihre Autonomie und ihre Integrität mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln verteidigen. Ich möchte sie hören, ich möchte sie verstehen. 

Und so kommt es, dass wir uns nach einem Konflikt so manches Mal näher sind als zuvor. Hä, what??? Richtig gelesen. Konflikte können uns näher zusammenbringen, weil wir einander zuhören, gemeinsam Lösungen finden, Vertrauen gewinnen, dass wir schwierige Situationen zusammen meistern können. 

Ok, an manchen Tagen wünsche ich mir auch, meine Kinder würden einfach mal gehorchen und tun, was ich sage. Dass es einfach auch mal leicht ist. Aber dann sehe ich meine Kinder da so sitzen, höre, wie sie ihre Konflikte klären. Und ich höre kein „Weil ich das sage.“, „Weil es so ist.“, „Weil ich älter bin als du.“ oder „Weil du sonst nicht…“ 

Ich sehe junge Menschen, die wissen, dass sie gehört werden, dass ihre Meinung wichtig ist. Die miteinander reden, diskutieren und Lösungen finden, auf die ich selbst manchmal nicht gekommen wäre. 

Und spätestens dann weiß ich wieder, warum ich diese Einbahnstraße ziemlich geil finde… 

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