Wie ich wurde, wer ich bin: Mein Weg vom Kirmeskind zur Visionärin.
Als Cranger Kirmes-Kind wurde ich 1982 im Herzen des Ruhrpotts, in Wanne-Eickel geboren. Die Cranger Kirmes war quasi unsere 5. Jahreszeit und ich liebe sie immernoch, auch wenn ich nun knapp 400 km von ihr entfernt wohne und auch in den letzten 25 Jahren nicht mehr nahezu täglich, also alle 10 Tage, „auf Crange“ war. Der Geruch von süßen Kirmesdüften löst immernoch ein wohliges Gefühl in mir aus.
Ich hatte schon immer einen Hang zur Kreativität, habe gern Dinge selbst gemacht/ hergestellt und mochte es, mit unterschiedlichen Menschen zu tun zu haben. Dennoch habe ich 2001 ganz klassisch den „vernünftigen“ Weg eingeschlagen und eine Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation begonnen. Dabei ist mir zumindest der Umgang mit Menschen geblieben, das Kreative musste allerdings sehr zurück stecken. Hätte ich damals bereits gewusst, dass eine Scanner-Persönlichkeit in mir steckt, hätte ich vermutlich schon eher gewusst, warum mir ein stupides Abarbeiten von Aufgaben nicht gut tut und ich hätte darauf reagieren können.
So reagierte mein Körper für mich und signalisierte mir auch nach einem Unternehmenswechsel, dass da gehörig was schief läuft und ich hängte den Bürojob an den Nagel und startete 2011 als Hair & Makeup Artist durch. Das waren unfassbar spannende und aufregende Jahre, die ich niemals missen möchte. Ich lernte tolle Menschen und Orte kennen, ich hatte Freude am Arbeiten und konnte gleichzeitig kreativ sein. Es war wie im Traum. Gleichzeitig durfte ich feststellen, dass backstage auch nicht immer alles voller Glimmer und Glitzer ist und erhielt Einblick in viele unterschiedliche Leben. Ich durfte feststellen: es wird IMMER nur mit Wasser gekocht, auch wenn´s nach außen hin nicht so scheint. Das fand ich sehr beruhigend und hat mich dazu inspiriert, auch im realen Leben bei Menschen „hinter die Kulissen“ zu schauen und ich finde sehr spannend, was dort zu entdecken ist. Besonders alternative Lebensweisen und „Lösungsansätze“ interessieren mich sehr, also wie Menschen ihr Leben entgegen des Mainstream gestalten.
Mit der Liebe und dem Wunsch nach Kindern kam jedoch auch der Wunsch nach Kontinuität und Selbstbestimmung. Denn, so toll wie es auch war, an allen erdenklichen Orten zu arbeiten, so flexibel musste ich auch sein, zeitlich sowie auch räumlich. So zog es mich also zurück ins Büro, in die Firma meines Mannes und wir gestalteten gemeinsam unser Wunschleben. Wir zogen in ein Haus, in dem wir oben wohnten und unten arbeiteten. Es war super praktisch, kein Anfahrtsweg, wir konnten auch „mal eben“ was erledigen.
2015 kam unsere erste gemeinsame Tochter auf die Welt. Unser Leben veränderte sich, wir orientierten uns an unseren Prioritäten, bestimmten unsere gemeinsamen Werte und bauten unser Leben drumherum. Da es uns wichtig war (bzw. immernoch ist), dass unsere Kinder von uns zu Hause betreut werden können und keinen Kindergarten o. ä. besuchen, wechselten wir uns beim Arbeiten ab. Ich bin sehr dankbar, dass uns das möglich war. Jedoch führte das dazu, das wir weniger gemeinsame Zeit hatten. Als dann 2018 unsere zweite Tochter geboren wurde, ersetze mich ein ganz wundervoller Mensch im Büro und ich widmete mich voll und ganz der Rolle der Familienmanagerin. Auf „Malen, Basteln und Kleben“ steht ja bekanntlich nicht jede*r, meine kreative Ader spricht das aber voll an und somit ist das sogar eine Art der Selbstfürsorge im Alltag für mich. Ganz nebenbei mit den Kindern erledigt. Experimente, mega. Irgendwas im Garten verstreuen und gucken, was (ohne Gießen, äh, räusper…) wächst, voll mein Ding.
Und auch dafür bin ich unfassbar dankbar. Dass ich meine Werte leben darf, Zeit mit unseren Kindern verbringen darf, sie aufwachsen sehen darf, für sie da sein und sie begleiten kann, wann immer sie es gerade benötigen. Ich bereue unsere Entscheidung keinen einzigen Tag. Das bedeutet allerdings nicht, dass es keine anstrengenden oder herausfordernden Zeiten gab/ gibt. Geschwisterstreits beispielsweise sind regelmäßig mein Endgegner. Mehrfachmamis verstehen sicher mein Dilemma. Allerdings schöpfe ich mittlerweile aus meinem persönlichen SelfCare- und Strategienpool, so dass ich tatsächlich seit Kurzem merke, dass ich deutlich gelassener bin.
Da wir unser selbstbestimmtes Leben lieben und uns Selbstbestimmung auch für die Entwicklung unserer Kinder wünschen, kam es, wie es irgendwann kommen musste. Das Schulthema ploppte auf und hat mir so einige Zeit Kopfzerbrechen bereitet. In ganz NRW gibt es keine freie demokratische Schule. Die wollten wir aber. Nach einigem Abwägen entschlossen wir uns (eigentlich recht schnell), unser Haus, den Geburtsort unserer jüngsten Tochter und unsere Lieblingsnachbarn zu verlassen und zogen 2020 innerhalb von drei Monaten nach unserem Entschluss nach Hamburg, wo unsere Große nun ab Sommer in der FREIWÄRTS zum Schulkind wird.
Und so sitze ich hier, bei den Schulschnuppertagen meiner Großen, ein wenig übermüdet (weil unser kitafreier Tagesrhythmus doch ein anderer ist) aber glücklich, dass die Eingewöhnung so gut klappt, auf einer Treppe in der Sonne und schreibe den Großteil dieses Artikels.
Diese Leichtigkeit im Umgang mit unterschiedlichen Herausforderungen, die ich mir in den letzten Jahren erarbeitet habe, möchte ich an andere weitergeben. Ich arbeite an meiner Vision, Familien auf ihrem Weg zu mehr Leichtigkeit, Freude und Lebenslust zu begleiten. Gemeinsam eine Welt zu schaffen, in der wir aufeinander achten und uns respektvoll begegnen. Diese Veränderung beginnt für mich bei unserem Umgang mit unseren Kindern. Denn sie SIND die nächste Generation. Und wir sind dafür verantwortlich, welche Sicht auf die Dinge sie erlernen dürfen, welche Strategien sie bei Konflikten zur Verfügung haben, wie wir sie bei Wut, Trauer, Enttäuschung, Freude, Liebe auffangen oder begleiten. Denn wir sind ihre Vorbilder. Und ich glaube fest daran, dass wir gemeinsam einiges verändern können. Wie schön wäre es, wenn unsere Enkel in eine Welt geboren würden, die wir uns schon für unsere Kinder gewünscht haben.
Deshalb liebe ich es, Menschen, mit manchmal ganz einfachen Dingen, den Familienalltag zu erleichtern und somit zu mehr Leichtigkeit und Entspannung beizutragen. Ich möchte dies noch viel weiter in die Welt tragen, weil auch ich daraus Kraft und Energie schöpfe und dabei auch endlich wieder meine Kreativität und Vielseitigkeit zum Einsatz kommen darf. Denn individuelle Strategien und Lösungsansätze dürfen auch und vor allem eins sein… kreativ.
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